Endlich wissen wir - 3 Kolleginnen des Mobilen Motorik Teams der Heilstättenschule Wien und Hans Radlschule, wo es nächste Woche im Rahmen unseres Erasmusprojekts genau hingeht.
Unser erstes Ziel kennen wir schon seit einem Jahr:
Das Reha-Zentrum für Kinder mit Körperbehinderung / chronischer Erkrankung in Valkenburg in den Niederlanden.
Im Vorfeld unseres Erasmus-Antrags hatten wir von Sven Beier, Axamer Direktor der Schule für körperbehinderte Kinder, den Tipp bekommen, uns für ein Job-Shadowing - der Erasmus-Ausdruck für "Schauen, wie die anderen arbeiten"- an Raf Nootermans, den Koordinator für Erasmus, in Valkenburg zu wenden. Er lud uns sofort ein, und wir freuen uns nach dem netten Mail-Verkehr mit ihm im Vorfeld unserer Reiseplanung, ihn und die Institution https://www.adelante-zorggroep.nl/en kennenzulernen.
Zusätzlich hatten wir bei unserer letzten gemeinsamen Erasmus-Reise im November in Ghent die Idee, auch im benachbarten Deutschland noch eine Institution zu besichtigen. Wir hatten einiges im Visier, dann endlich eine Zusage von Hamm, der "Wiege der Psychomotorik". Kurzfristig mussten wir wegen privater Gründe unseres Gastgebers Horst Göbel vor einigen Tagen umdisponieren. Nun sind wir zwar nicht an der "Wiege", aber zumindest in der "Krabbelstube". Der Psychomotorik-Förderverein von Bonn lud uns zu sich ein, und wir freuen uns sehr, dass dies so kurzfristig (seit gestern haben wir die Zusage) möglich ist. Das haben wir natürlich unserer deutschen "Native", unserer Kollegin Inga Vogel - und vielleicht auch ihrem deutschen Akzent bei der telefonischen Anfrage...:) bzw. dem rheinländischen Charme - zu verdanken.
Nach vielen Umbuchungen und Telefonaten können wir uns endlich zurücklehnen, unsere grippalen Infekte noch rasch auskurieren und in Ruhe zu packen beginnen. Mannerschnitten und Mozartkugeln sind natürlich wieder dabei!
Montag, 4.2.
Wieder mal im flachen Norden angekommen! Wie hier üblich schwingen wir uns auf den Drahtesel und erkunden die Umgebung - Maastricht, nahe Valkenburg.
Der Straßenschmuck zeigt - alle erwarten schon freudig den Karneval.
Dienstag, 5.2.
Im Zentrum Adelante:
Raf Nootermans und die Direktorin heißen uns willkommen.
Wir bekommen eine Führung durch die gesamte Einrichtung und konnten viele Fragen stellen.
Ebenso besuchte jede von uns am Nachmittag eine andere Klasse.
Freizeitbereich
Physiotherapie
School nursing
Das Schwimmbad
Die Sporthalle mit Kletterwand und diversen Rollstühlen und Handbikes
Sehr beliebt ist bei den Kindern die Dramatherapie, Zwei Dramatherapeutinnen sind am Haus fix angestellt.
Und einen Time-out-room gibt es auch...
(sehr oft wird er nicht benützt)
Auf Sport wird viel Wert gelegt, so gibt es unter anderem auch eine Kooperation mit dem lokalen Fußballverein mit gemeinsamem Training.
Das Motto für das gesamte Zentrum, übersetzt:
MACH DAS BESTE AUS DIR SELBST
Irgendwann geht jeder Schultag einmal zu Ende - und unsere Umgebungserkundung wird fortgesetzt...
Mittwoch, 6.2.
Heute erfuhren wir Genaueres über die Ambulante Betreuung von SchülerInnen im inklusiven Schulsetting. Eine von uns begleitete eine Kollegin der "fliegenden Truppe" und besuchte mit ihr im Laufe des Vormittags drei Schulen.
Der Einsatz der neuen Medien ist selbstverständlich.
Jede ambulante Pädagogin bekommt vom Dienstgeber einen Laptop und ein Smartphone zur Verfügung gestellt.
Raf forciert den Einsatz des 3D-Druckers im Unterricht und druckt zur Demonstration für uns eine Handschiene aus.
Sie muss nur noch durch Erwärmung angepasst werden.
Der Schwerpunkt der ambulanten Betreuung liegt im Bereich der Fein- und Grafomotorik.
Dazu gibt es den Motorikkoffer - wir entdecken einige Parallelen zu unserem standardmäßigen Arbeitsrucksackinhalt...
Es gibt dennoch einige Unterschiede zwischen der Arbeit der holländischen Kolleginnen und dem Arbeitsprofil unseres Mobilen Motorik Teams in Wien.
Wir haben in unserem Repertoire auch: Mitarbeit an der Diagnostik bzw. Motorik-Grobscreening, Anregungen für einen inklusiven Bewegungsunterricht, Förderung auch in den Bereichen: Grob-, Senso-, und Psychomotorik, Beratung zur Hilfsmittelversorgung am Arbeitsplatz Schule - und natürlich (ob wir wollen oder nicht) obliegt uns die Erstellung von termingebundenen Gutachten und Bescheidvorschlägen und die komplette Selbstorganisation des Teams. Wir erkennen, dass Anspruch und Know-how bei uns in Wien sehr breit aufgestellt sind, und wir gerade in der inklusiven Didaktik einen großen Wissens- und Erfahrungsvorsprung zu den anderen europäischen KollegInnen haben.
Die holländischen ambulanten Kolleginnen werden von einem eigens dafür vollberuflich abgestellten Kollegen koordiniert. Er moderiert die Teambesprechungen, schreibt die Berichte für den Förderbedarf sowohl im ambulanten wie auch Schulzentrumsbereich, vertritt die Gruppe in der Schulregion, und schreibt natürlich Listen...
Er hat einen eigenen Arbeitsplatz im Lehrerarbeitsbereich.
Prinzipiell ist das Arbeitspensum zu hoch, deshalb wird im März gestreikt.
Wir hörten den Satz:
" Sie wollen alles haben, aber nichts geben "
Inklusion zum Nulltarif gibt es nicht, deshalb wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob die Inklusion weiterbestehen kann. Die bürokratischen Anforderungen sind kaum noch zu bewältigen.
Auch hier entdecken wir einige Parallelen zu unserer Situation...
Spuren aus Österreich ! (der anderen Art)
Das Ronald Mc Donald - Haus ist wirklich eine echter Hundertwasser und steht den Familien, deren Kinder hier betreut werden, für die Besuchszeit zur Verfügung.
Was uns hier besonders beeindruckt hat:
die technische Ausstattung und der innovative Geist im Bereich der Digitalisierung - das persönliche Engagement von Raf ist hierbei sehr groß. Er gab uns einige Tipps (und wir sogar auch ihm) und berichtete uns von seiner Zusammenarbeit mit Mag.Zagler von der TU-Wien, der sich immer wieder bemüht, mit seinen Studenten die passenden Hilfsmittel für Kinder zu entwickeln.
Es gibt auch Ideen, chronisch kranken Kindern im Hausunterricht über den Einsatz eines Roboters im Klassenraum die Teilhabe an der Schule zu ermöglichen. Wir werden uns darüber auf dem Laufenden halten lassen...
Was uns noch beeindruckt hat:
Die Kinder wirkten alle sehr selbstbewusst und zufrieden. Der Umgang von Kindern und Lehrpersonal untereinander erschien uns respektvoll und ruhig.
Und wie sind die Reaktionen auf Österreich?
Alle schwärmen von ihren Urlaubserfahrungen in den österreichischen Bergen.
Und auch beruflich gesehen hat Österreich bezüglich Inklusion hier einen guten Ruf.
Allerdings konnten die KollegInnen nicht glauben, dass wir keinerlei digitales Equipment für unsere mobile Arbeit zur Verfügung gestellt bekommen.
Donnerstag, 7.2.
Der Psychomotorik-Förderverein Bonn öffnet für uns seine Pforten.
Der Förderverein besteht seit 25 Jahren und arbeitet mit ca. 1000 Kindern im Jahr.
Früher gab es in Bonn viele Schwimmbäder. Als Bonn den Hauptstadtstatus an Berlin übergeben musste und die Energiekrise präsent war, wurden viele Schwimmbäder geschlossen. Eine tolle Revitalisierung gelang dem Verein durch diese Umbauten. Die Schwimmbadtreppe ist noch erkennbar.
Die "Schwingbank" wurde speziell für die Schaukelerfahrung in Räumen konstruiert, die keine Schaukel-Decken-Befestigung aus baulichen Gründen zulassen.
Der seit kurzem in Rente befindliche Geschäftsführer Rudolf Lensing-Conrady, der dies alles aufgebaut hat, nahm sich lange für uns Zeit und beantwortete alle unsere Fragen. Wir konnten mit ihm auch einen zweiten Bewegungsraum - ebenso ein umgebautes Schwimmbad - an der inklusiven Schule Elisabeth Seibert Gesamtschule besichtigen.
Gemeinsam mit unserer Kollegin am "Varussell" - nebstbei wurde auch die Qualität des deutschen Biers und Kaffees diskutiert...
Das Motto lautet:
BEWEGUNGSSPASS MIT WIRKUNG
...den hatten wir auch!
Ein Spaziergang auf den Spuren Konrad Adenauers und Ludwig van Beethovens beendete unseren Projektaufenthalt in Bonn.
"Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben."
|